Hilferufe durchzogen den Wald. Verängstigte, panische Laute und der Geruch von Angst begleiteten jeden, der unter dem orange-roten Himmel lief. Es brannte - alles brannte. Anfangs war es nur ein Baum, nun war es der ganze Wald. Die Zweibeiner hatten Schuld, jeder wusste das. Jetzt waren wir auf dem Weg zum Baumgeviert, dort sollten sie sich treffen; die Katzen des Waldes. Alle vier Clans sollten sich in Sicherheit bringen, die Lager verlassen. Man sollte sich zwischen den vier Eichen treffen um eine schnelle Lösung des Problems zu finden. Als ich ankam waren die meisten Waldkatzen bereits versammelt. Ruß bedeckte ihr Fell, es roch nach verbranntem Fleisch und Rauch. Manche Katzen trugen Verbrennungen mit sich, die sich Heiler bereits ansahen. Bei mir war es nicht anders; meine Pfoten und meine Beine wurden vom Feuer geküsst als ich ein Junges aus dem Bau rettete. Vorsichtig legte ich das kleine Ding vor mich auf den Boden um ihm beruhigend über den Kopf zu lecken. Doch ich konnte nicht mehr stehen, sank zu Boden. Müde blickten meine grünen Augen nach vorn zu den vier Anführern der großen Clans, hinter uns breitete sich das Feuer immer weiter aus. Immer wieder rieb ich dem Junges vor mir beruhigend über den Kopf, während die Anführer diskutierten, wie es weiter gehen sollte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Entschluss gefasst wurde: die Clans würden weiter ziehen, durch die Bergkette, um Schutz vor dem Feuer zu finden. Doch dafür mussten sie durch ein Zweibeinerdorf. Angesichts der züngelnden Flammen hinter uns war das jedoch ein geringes Opfer, so dass wir sofort loszogen.
Das Junges hatte seine Eltern im Brand verloren, also war ich für es verantwortlich. Den ganzen Weg über bis zur Bergkette trug ich es im Maul, schützte es vor Wind und Wetter und allen anderen Gefahren, die sich uns in den Weg stellten. Durch das Zweibeinerdorf gingen wir erst bei Einbruch der Nacht, alles andere hätte uns zu schnell verraten. Ich merkte die verächtlichen Blicke der Hauskatzen auf uns, als wir durch die Straßen huschten, doch sie waren mir egal. Ich wollte das Junges retten und ihm ein neues Zuhause schenken. Wir hatten keine Probleme mit den Zweibeinern - doch mit ihren Haustieren. Nicht mit den Hauskatzen, aber mit Hunden. Sie streunten auf den Straßen herum und griffen uns an, viele unserer Krieger verloren ihre Leben als sie die Clans beschützen wollten. Wir verloren viele Katzen auf dem Weg zur Bergkette, doch ein Großteil hatte es trotzdem geschafft. Das Zweibeinerdorf lag hinter uns, nun mussten wir nur über die Bergkette kommen. Nach mehreren Tagen fanden wir einen Spalt, durch den wir gehen konnten. Es schien gefährlich, doch hinter den Bergen waren wir sicher - sicher vor Bergen, sicher vor Zweibeinern, sicher vor ihren Tieren. Wir zwangen uns, weiter zu gehen. Wie viele Tage waren wir bereits gelaufen? Keiner wusste es, doch jeder spürte es. Die Ältesten konnten bereits nicht mehr ohne Hilfe laufen und die Jungen mussten getragen werden. Die Krieger und Schüler hielten sich tapfer, doch man sah ihnen an, dass sie nicht mehr konnten. Ich ließ den anderen Katzen den Vortritt, durch den Spalt zu gehen. Ich konnte noch laufen, andere waren wichtiger. Das Junges hatte ich weiterhin in meinem Maul, während ich wartete, dass jede Katze durch den Spalt gegangen war.
Ich ging als letztes. Das Junges setzte ich kurz ab, sah die Schlucht nach oben. Als ich sicher war, dass alle anderen außer Reichweite waren fauchte ich laut und schrill. Der Ton wurde an den Bergwänden zurückgeworfen, immer weiter, immer weiter. Man hörte etwas knacken, bis es geschah. "Du wirst es schaffen.", sagte ich zu der kleinen Katze. "Du wirst groß und stark und eines Tages werden wir uns wieder sehen." Mit diesen Worten packte ich das Junges und warf es ein Stück weiter nach vorn - kaum einen Moment später verschlossen große Steine den Ausgang des Spaltes. Und mit dem Sonnenlicht erlosch auch mein Leben. Für den Wald, für die Clans, für ihre Sicherheit.
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Die Clans bauten sich ein neues Leben im Tal auf, geschützt durch die Bergkette.