Zwischen den Frostbergen liegt ein großes Tal, in dem es nur Nadelbäume gibt. Auch dort liegt überall Schnee und es ist sehr vereist, jedoch findet man mehr Beute als in den Bergen.

{cf: Lager des EisClans/Lagerplatz}

So verließen die drei Katzen am frühen Morgen also die Höhle, die das Lager des EisClans bildete. Kurz kniff Federstern die Augen zusammen, als sie das helle Tageslicht, welches vom Schnee, der hier fast nie ganz verschwand, reflektiert wurde, blendete. Als sie die Augen wieder öffnete, hatten sich ihre Pupillen zu zwei schmalen Schlitzen verformt mit denen sie kurz den Ausblick auf die verschneiten Wälder des Schneetals genoss. »Na dann mal los«, miaute sie mit neu erwecktem Elan und begann den schmalen Pfad, der sich an der Felswand entlangschlängelte, hinunterzuklettern. Das Lager des Eisclans , das an einer windgeschützten Stelle an der westlichen Seite des Gebirges lag, lag etwas höher um einen guten Überblick zu haben, etwas das Krieger des EisClans besonders schätzten. Der Pfad war schmal und jedes Mal wenn sie ihre Pfote aufsetzte rieselten ein paar Steine herab, auch von oben rieselten ihr einige aufs Fell. Aber die Anführerin war das Klettern gewohnt wie die meisten ihrer Krieger auch und so dürfte dieser Pfad höchstens für Krieger der anderen Clans eine Schwierigkeit bilden. Sie hatte den untersten Absatz des Felsens erreicht und mit einem großen Satz landete sie auf dem weichen Waldboden, wo sie sich kurz einige Steinchen aus dem Fell schüttelte. Dann blinzelte sie nach oben wo Froststurm und Grauschweif standen. »Kommt ihr?«, miaute sie fröhlich.

Froststurm trat aus dem Lager. Ein kalter Wind bließ aber das störte sie nicht weiter. Sie liebte es wenn der kühle Wind ihr durchs Fell strich und sie durch die Berge klettern kann. Froststurm war einen sehr gute kletterin, also war das Territorium für den Eis Clan wie geschaffen. Federstern lief voraus und sah in die Ferne. Sie rief ob sie endlich kamen. Froststurm kletterte zu ihr und stellte sich neben sie und sog die frische Luft ein. Ist das nicht ein schöner Morgen? sagte sie. Ihre Moutivation stieg als sie an das jagen im Schneetal dachte. Das wird eine gute Jagd heute. Die Beute wird aus ihren Löchern kriechen um die Wärme der Sonne zu genießen. Die Kriegerin blickte zurück Kommst du heute noch du Schnecke rief sie Grauschweif belustigend zu und kletterte den Hang zum schneetal hinab.

<-- Frost Clan Lagerplatz
Es wehte ein eisiger Wind der mein Fell zerzauste. Ich atmete tief ein. Die kalte Luft schmerzte ein wenig in den Lungen war aber klar und frisch und schmeckte nach Schnee und trug den Geruch des Frost Clans mit sich. Fröhlich kletterte ich Federstern und Froststurm hinterher. Die beiden waren schon weiter vorne. Als Froststurm mich eine Schnecke nannte lächelte ich frech zurück. Ich stieß mich vom Boden ab und sprang das letzte Stück hinunter. Sicher landete ich auf allen vier Pfoten und stellte mich neben die Kriegerin. Schnecke? Grinsend blickte ich die Kätzin an. Für eine Schnecke ein bemerkenswerter Sprung gewesen, nicht wahr?

Froststurm beobachtete Grauschweif dabei wie er zu ihr gesprungen kam. Er grinste sie frech an als er mit seinem Sprung angab. Sie grinste frech zurück. Angeber neckte sie in und stieß ihn mit der Seite in die Flanke, dann machte sie einen satz und sprang auf den nächsten Felsvorsprung. Ohne vorwarnung kam eine kräftige eisige Böhe von der Seite und pustete Froststurm weg. Im letzten Moment konnte sie sich mit einer Pfote noch an den Felsen klammern. Jetzt baumelte die Kriegerin an einer Pfote an einem Felsen, unter ihr ein klaffender Abgrund. Noch so eine Böhe und ich lande irgendwo im Schneetal. Tod. dachte sie voller Angst. Die Augen vor Schreck weit geöffnet schrie sie um Hilfe. Grauschweif! Federstern! Ich stürtze ab!

Angeber. Ich lächelte. Etwa neidisch? Bevor ich sie zurück stoßen konnte sprang sie auf den nächsten Felsvorsprung. Eine plötzliche Windböe riss sie von den Pfoten. Sie klammerte sich mit einer Pfote an den Felsen und schrie um Hilfe. Ich sprang auf den Felsvorsprung und kauerte wenige Sekunden später ganz am Rand. Vorsichtig beugte ich mich zu Froststurm runter und packte sie am Nackenfell. Ich zog die Kriegerin zurück auf den Felsen und lies sie in der Mitte des Vorsprungs los. Alles in Ordnung? Beunruhigt musterte ich die Kätzin. Hast du dir weh getan?

Mit einem amüsierten Gesichtsausdruck lauschte die Anführerin den Kabbeleien der beiden Katzen hinter sich und genoss den schönen Morgen. Ein paar Augenblicke später war dann auch Grauschweif beinahe unten angekommen, als er einen letzten großen Satz machte, den er natürlich nicht unkommentiert lassen konnte. Federstern schüttelte leicht den Kopf und schnurrte amüsiert, als plötzlich hinter ihr ein Schrei ertönte. Schnell wirbelte die Anführerin herum und erblickte Froststurm, die wohl von einer Windböe aus dem Gleichgewicht gebracht worden war und sich nun mit vor Angst geweiteten Augen an einem Felsvorsprung festklammerte. Verdammt! Noch eine Böe und.., war das einzige was Federstern dachte, bevor sie mit großen Sätzen zu dem Felsvorsprung hinaufkletterte, wo Grauschweif schon am Rand kauerte und die Kriegerin am Nackenfell packte und hinaufzog.
Als die Anführerin ankam hatte er Froststurm schon gänzlich auf den Felsvorsprung gezogen in dessen Mitte die Kriegerin nun kauerte.
„Hey, alles in Ordnung. Bist du verletzt?“, fragte die silbern-weiß Getigerte und stupste Froststurm besorgt an. Hoffentlich hatte sie sich nicht weg getan. Noch dazu wäre das in ihrer ohnehin schwachen Position eine zusätzliche Schwäche. Noch dazu wo bald eine große Versammlung anstand, wäre es gut sich als starke Einheit zu zeigen um den anderen Clans keine Angriffsfläche zu bieten.

Die letzten Augenblicke der Momente am Gletcher wo ihre beiden Jungen umgekommen sind spielten sich vor ihrem geistigen Auge ab. Wie sie der Maus auf dem Gletscher gefolgt sind, wie sie ausgerutscht und in den Abrund gestürtzt sind. Mir könnte es genauso gehen. Ist es bestimmt das mich dasselbe Schicksal verfolgt wie meine Jungen. Danach war Froststurm bewusstlos und konnte sich an nichts mehr erinnern. Der Erinnerung versetzte ihr ein Stich und brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Grauschweif kam herbei gerannt, packte sie am Nackenfell und zog sie zurück auf den Felsvorsprung. Zitternd kam sie oben an. Ihre Beine gaben vor Angst nach und sie musste sich hinlegn um nicht Bewusstlos zu werden. Sie hörte kaum wie Federstern und Grauschweif auf sie einredeten und sie fragten ob alles in Ordnung sei. Ja mit mir ist alles in Ordnung. Es war nur ein kleiner Schock. antwortete sie mit zittriger Stimme. Gehen wir jetzt ins Schneetal? Mühsam hob sie sich auf die Beine und richtete sich auf.

Immer noch besorgt beobachtete ich die junge Kriegerin. Sie sah ängstlich und traurig aus. Ich leckte ihr über die Wange. Du musst mehr essen, der Wind trägt dich uns sonst noch davon. Ich versuchte sie ein wenig aufzumuntern dann stellte ich mich neben sie. Komm geh du voran. Ich lächelte aufmunternd. Falls sie noch einmal stürzt bin ich nun direkt hinter ihr... Ich machte mir Sorgen um Froststurm. Hoffentlich erholt sie sich bald von dem Schock.

Zwei große, gletscherfarbene Augen funkelten aus der Dunkelheit einer schneeverwehten Höhle, die früher wahrscheinlich einem Hasen oder Dachs als Behausung gedient hatte, kurz danach folgte der zierliche, gestreckte Körper Kounis. Die kleine Streunerin sah sich unsicher um, wie sie es jeden Morgen tat. Aus irgendeinem Grund traute sie dem tröstlichen Winterparadies, das sich vor ihr erstreckte, nicht. Sacht, fast so, als könne der Schnee ihr die Pfoten verbrennen, setzte Kouni eine dunkle Pfote auf den kalten Untergrund, den Bauch eng am Boden. Man sah ihr den schlechten Zustand deutlich an; Rippen zeichneten sich deutlich unter dem struppigen Pelz ab, und ihr Gang war wackelig und unsicher wie der eines Neugeborenen geworden - aber sie hatte nun mal keine Alternative, als sich hier alleine durchzuschlagen, und wenn das ihren Tod bedeuten sollte. Aber trotz diesem klaren Ziel waren ihre sonst so hellen Augen dunkel vor Sorge und Erschöpfung hatte sich tief in ihre filigranen Züge gegraben.
Vorsichtig, Schritt für Schritt, verließ die beige Kätzin das Dunkel ihres Baus und trat ein in den Schutz der Tannenbäume. Kaltes Sonnenlicht traf ihren Pelz und hob die Konturen ihres abgemagerten Körpers umso deutlicher hervor; es war klar zu erkennen, dass die kleine Kätzin am Ende war. Dennoch trottete sie tapfer und auf der Suche weiter durch das verschneite Tal, den Blick starr auf die Pfoten gerichtet. Schon bald begann sie zu bibbern; trotz ihres dichten Pelzes drang die Kälte ihr ohne schützende Fettschicht bis auf die Haut. Kraftlos hob Kouni den Kopf und spitzte langsam die Ohren. War da ein Geräusch? Nein, das hatte sie sich nur eingebildet. Der Schweif zuckte träge, dann setzte sie ihren Weg fort, nur einen Haufen kleiner Spuren im Neuschnee hinterlassend. Wohin? Sie wusste es nicht, konnte es nicht fassen.